Medellin

​Per Email wurde an mich herangetragen dass der Unterhaltungswert meines Blogs in letzter Zeit angenommen hat. Ich dachte kurz drüber nach und erkannte, dass ich mir mein Gesäusel der letzten Posts nicht noch mal durchlesen muss um den Wahrheitsgehalt der Aussage zu überprüfen. Was ist also geschehen? Wieso schaffte ich es nicht mehr Unterhaltung aus der Karibik zu ziehen?

Die Artikel wären langgezogene lesen sich wie langgezogene Pflichtpostkarten: Wetter gut, Essen gut, Leute freundlich… Alles Dinge die einen als Reisenden sehr freuen und den Daheimgebliebenen Beruhigung beschwert, ohne ein interessantes Bild der Situation zu vermitteln. 

Tatsächlich war die Karibik jetzt auch nicht der Kracher! Die Tropen haben mir in Teilen schon ganz schön zugesetzt: die Hitze und die Unbekannten Keime haben meinem norddeutsch geprägten Organismus schon ganz schön zu schaffen gemacht. Ich hätte diesen Fakt durchaus grafischer Ausbeuten können. Die Leserschaft der Apotheken Umschau ist generell ja eine sehr interessante und große Zielgruppe. Nun muss ich mich allerdings bei meiner Nischen-Leserschaft auch nicht so starr an Zielgruppen denken, die Meinungen lenken.

Ein Symptom dieses Unterhaltungsverfalls ist denke ich auch die geringere Frequenz in der die Artikel erschienen. So versucht man dann möglichst alles in einem Artikel ab zu harken. Ich werde mich bemühen unterhaltender zu werden!  

In der Artikel freien Zeit ging es für mich nach Medellin. Weltweit bekannt durch starke Kriminalität, viele Morde und Entführungen! In den letzten 15 Jahren hat sich die Stadt allerdings komplett gewandelt. Sie ist eine sichere und sehr saubere Metropole geworden, deren optischer Eindruck meist mit den Worten “sehr praktisch” beschrieben werden kann. Die Schönheit der Stadt liegt eher in ihrer Atmosphäre und dem traumhaften Klima das einem durchgängig c.a. 25 Grad beschert. 

Um die Stadt besser kennen zu lernen habe ich an einer Walking Tour in der Innenstadt Teil genommen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde kahm einer auf mich zu und fragte mich ob ich nicht vor 6 Jahren als Studenten Job ein Aktenarchiv leer geräumt habe. Stelle sich heraus dass es ein ehemaliger Kollege von mir war, der zwar immer noch in Hamburg lebt, allerdings wir uns erst hier wieder getroffen. Er war mit seiner Schwester und einer Freundin auf eine Hochzeit in Medellin eingeladen. 

Die Walking tour war sehr interessant und zeigte auch Gegenden die man nachts noch unbedingt betreten sollte. Da dort unter anderen regelmäßig Klebstoff geschnüffelt wird und viele anwesende einen erhöhten Geldbedarf aufweisen. Andere Plätze die früher Kriminalitätsschwerpunkte waren sind mittlerweile sehr sicher. Hier wurden heufig Bibliotheken oder andere Gebäude gebaut die einen Mehrwert für die dort ansässige ärmere Bevölkerung bieten. 

Die Innenstadt ist sehr sehr belebt und bieten viele Läden und Straßen Verkäufer, die heufig auch gefälschte Kleidung (auch offen Replica genannt), gebrannte Filme oder Musik Sammlungen auf USB Sticks verkaufen. 

Nach der Tour ging ich mit der Gruppe meines ehemaligen Aktenlager-Kollegen in deren Hostel. Wir bestellen Pizza und tranken Bier und Wein auf der Dachterrasse. Insgesamt ein sehr witziger Abend! 

In Medellin habe ich für seit 2 Monaten das erste Mal wieder eine S-Bahn betreten, die einzigen Metros des Landes gibt es in Medellin. Als man anfing sie zu bauen glaubte kaum einer an den Erfolg des Projektes. Es gab kaum Geld für das Projekt und keine Erfahrung wie man Metros baut. Zudem versank Medellin zu dieser Zeit in Kriminalität. Sie haben es trotzdem geschafft und sind daher sehr stolz auf ihre Metro. 

Als ich zu Fuß Medellin erkundete fand ich einen Laden, der sich German Streetfood nannte und ich muss sagen ich war skeptisch! Ich habe noch nie einen so kleinen Dönerspieß gesehen, der Grill ruhte und das Fleisch war mit Frischhaltefolie abgedeckt. Ohne einen Blick in die deutsche Hackfleischordnung zu werfen, war mir klar, das ich davon nichts essen werde! Ich wohne schließlich in Wilhelmsburg, ich habe hohe Standards was Döner angeht! So bestelle ich mir die Currywurst. Und ich muss sagen, Top! Die Fritten dazu waren auch ein Traum! Einziges Manko: Die Sauce lag neben der Wurst und der drauf gestreute Curry färbte sich grün. Soll hatte ich seit 2 Monaten endlich mal wieder eine Currywurst, es sind hin und wieder die kleinen Dinge die einem aus der Heimat fehlen. 


Das Metro Netz wird um Seilbahnen erweitert, mit ihnen lassen sich höher gelegene Stadtteile gut erreichen. Unter anderen auch die “Comuna 13”, ein einst berüchtigter Stadtteil. Als Medellin noch die gefährlichste Stadt der Welt war, war die Comuna 13 ihr gefährlichster Stadtteil. Mittlerweile kann man zumindest Tags über ohne Bedenken dort hinfahren. Eine dann aber teuere Seilbahn brachte Charlie (einen Amerikaner aus meinem Hostel), Chris (aus Berlin durch Zufall in der Seilbahn getroffen) und mich in den naheliegenden National Park. Dort wanderten wir etwas und Chris und ich gingen danach in dortigen Klettererwald. Charlie tritt auf Grund von Höhenangst den Heimweg an. 
Der Klettergarten war wegen eines aufziehenden Gewitters leider nur ein kurzes Vergnügen. Wir mussten von den Bäumen und traten ebenfalls den Rückweg am. Und erfuhren den Nachteil von Seilbahnen, die fahren nämlich nicht bei Gewitter. Also müssten wir einen Bus nehmen. Der hinweg dauerte c.a. 45 min., der Rückweg dann knapp 2 Stunden. 

An meinem letzten Abend in Medellin ging ich mit Charlie noch was trinken. Das Vergnügungsviertel muss sich nicht verstecken. Ein paar Blocks nur Kioske, Bars, Restaurants und Klubs. Wir machten es erst den einheimischen gleich und kaufen Bier im Kiosk und tranken es davor. Das scheint offiziell nicht unter trinken in der Öffentlichkeit zu fallen. Später gingen wir in einen klassische kolumbianische Bar. Dort läuft so ungefähr alles an Musik die es in spanischer Sprache gibt. Von mexikanischer über karibischer bis hin zu Reaggeton. Die Besucher sind unglaublich Textsicher und so singt der ganze Laden dann jedes zweite Lied, stehend oder tanzend mit. Und da gibt es bis auf westliche Touristen keine Ausnahme, ob die Besucher jetzt 18 odr 68 sind! 

2 Gedanken zu „Medellin“

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